Herbstzeit ist Quittenzeit! Wir schauen uns in diesem Beitrag die gold-gelbe Frucht ganz genau an. Sie ist vermutlich die meist unterschätzte Frucht in unseren Breitengraden. Da sie nicht ganz so leicht zu verarbeiten ist wie Birnen oder Äpfel, ist sie etwas in Verruf geraten. Dabei hat sie es wirklich in sich!
Quitte (Cydonia obolonga)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Volksnamen: Schmeckbirne, Köttenbaum, Quittich, Baumwollapfel
Botanik: Die Quitte wird seit 4000 Jahren kultiviert. Kommt ursprünglich aus dem Kaukasus und Kleinasien, wurde dann von den Römern ans Mittelmeer gebracht. Und es ist mal wieder Karl der Große, dem wir zu verdanken haben, dass die Quitte heute bei uns heimisch ist. Er orientierte sich stark an den Römern und zählte die Quitte in seiner Anbauverordnung “capitulare de villis” auf.
Die Quitte braucht einen sonnigen, aber windgeschützten Standort, nährstoffreicher Boden und mildes Klima. Es sind eher kleine Bäume (3–4 m, selten bis zu 8 m), die bis zu 50 Jahre alt werden können. Das optimale Wachstum des Baumes liegt bei einer durchschnittlichen Temperatur von 15 °C, er ist gut kältetolerant und kann auch unterdurchschnittliche Temperaturen vertragen. Quitten sind sehr pflegeleicht, da sie kaum anfällig für Schädlinge sind und sie sind selbstbefruchtend, d. h. man braucht nur einen Baum im Garten.
Bei den Sorten kann man zwischen Apfel- und Birnenquitten unterscheiden. Die Apfelquitten sind runder und haben ein rötliches Fruchtfleisch, Birnenquitten sind länglicher und haben ein gelbes Fruchtfleisch. Die reifen Früchte verströmen schon alleine durch leichtes Reiben einen angenehmen süß-zitronigen Duft.
Es gibt auch noch die japanische Quitte (Zierquitte), die bei uns vor allem durch die roten Blüten auffällt. Sie brauch es sehr warm, damit die Früchte ausreifen, daher findet man diese eher selten bei uns. In der Wirkung und Verwendung ist sie aber ähnlich.
Ernte: Quittenfrüchte benötigen etwa 20 °C zum Ausreifen. Ab Ende September, wenn sie sich leicht pflücken lassen, kann man sie ernten. Sie sollten nicht von alleine vom Baum fallen, denn Quitten sind sehr druckempfindlich und verderben bei kleinsten Druckstellen sehr schnell. Nach dem Pflücken sollte man sie noch zwei Wochen nachreifen lassen. Kleine Früchte haben mehr Aroma als große. Auch die ersten Temperaturschwankungen zwischen warmen Tagen und kalten Nächten wirken sich positiv auf das Aroma aus. Vor dem ersten Frost sollten sie allerdings geerntet sein. Richtig gelagert (ohne Druckstellen und kühl bei 12–15 Grad) sind sie über Monate haltbar.
Inhaltsstoffe:
Vit. A und C, B1, B2, B6, Folsäure, Niacin, Carotin, Eisen, Kupfer, Mangan, Kalium, Natrium, Zink
Taninne, Pektin und Schleimstoffe
Polyphenole (Flavonoide, Quercetin, Rutin, Kaempferol)
Äpfelsäure
ätherische Öle
Amygdalin in den Kernen
Wachs in der Schale
Heilkundliche Wirkung: antioxidativ, entzündungshemmend, antimikrobiell, möglicherweise antikarzinogen, antibakteriell, antimykotisch, hepatoprotektiv und antidepressiv, Wirkung gegen Grippeviren, gegen Durchfall, bei Blasenproblemen
Durch den hohen Gerbstoffgehalt hilft die Quitte auch bei Entzündungen im Mund-, Rachen und Magen-Darm-Bereich.
Verwendung: Es ist durchaus möglich, Quitten roh zu essen. Sie sind jedoch sehr fest und größere Mengen entsteht das typische zusammenziehende (adstringierende) Mundgefühl der Gerbstoffe. Daher werden sie traditionell weiterverarbeitet. Studien zeigten, dass eine quittenreiche Ernährung bei der Vorbeugung und Behandlung von entzündungsbedingten Krankheiten helfen kann.
Schale
Quittenschalen haben eine starke antientzündliche Wirkung.
Trocknen
für Tee
zum Räuchern
Destillieren (Trocken oder Frisch)
es kann kein ätherisches Öl gewonnen werden, aber das Hydrolat lässt sich vielfältig verweden.
stimmungsaufhellend, erfrischend, sinnlich, einhüllend, aufmunternd
abschwellend, entzündungshemmend, kühlend, antibakteriell, für gereizte und entzündete Haut
Ölauszug
bei einem Ölauszug lösen sich die ätherischen Öle und auch die Wachse aus der Schale, die sehr wertvoll für die Hautpflege sind. Sie spenden Feuchtigkeit und schützen vor Austrocknung. Damit sich das Wachs besser aus der Schale löst, empfiehlt sich ein Warmauszug.
Fruchtfleisch
z.B. als Mus, Marmelade, Gelee, Likör, “Quittenkäs” (Quittenkonfekt, ähnlich wie Fruchtleder)
Pektine quellen im Darm auf und können Giftstoffe ausschleusen und sind gut für den Darm. Sie helfen bei Durchfall und beugen Darmkrebs vor.
Durch den hohen Pektingehalt (doppelt so hoch wie beim Apfel) ist es auch möglich aus der Quitte Marmelade ohne Gelierzucker zu kochen.
Entsaften
Die Quitte ist nicht ganz einfach zu entsaften. Im Dampfentsafter braucht sie eine ganze Weile, bis sie weich wird. Man kann sie auch mit Wasser weich kochen, 12 Stunden stehen lassen und dann die Flüssigkeit durch ein Tuch filtern.
Der Saft wirkt entzündungshemmend und stärkend. Wenn man ihn pur trinken möchte, sollte man ihn evtl. mit Apfelsaft mischen oder löffelweise einnehmen. Der Saft kann auch zu Gelee weiter verarbeitet werden.
Trocknen (wie Apfelringe oder für Tee)
Studien zeigten, dass Quitten im Ofen oder Dörrautomat und nicht in der Sonne getrocknet werden sollten, da sie durch die Sonneneinstrahlung einen Teil ihrer antioxidativen Inhaltsstoffe verlieren.
Kerne
Die Kerne werden aus der Quitte entnommen, dürfen dabei aber nicht zerschnitten werden, denn sonst kann das enthaltene Amygdalin zu Blausäure reagieren. Der Gehalt ist bei der Quitte eher gering, nur sollte man da kein Risiko eingehen.
zum Räuchern
zur Gel-Gewinnung
Das Quittengel ist gut durch Studien untersucht. Die wundheilende Wirkung konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden. Außerdem kann es bei Diabetes helfen. In Salben und Cremes bei spröder Haut, Verbrennungen, Wundliegen, Hämorriden.
Da es sehr anfällig für Verkeimung ist, sollte man es am besten immer frisch zubereiten oder in kleinen Portionen einfrieren.
Lutschen bei Halsschmerzen (nicht zerbeißen oder schlucken)
Quittenblätter
Quittenblättertee schützt besser vor freien Radikalen als grüner Tee. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass Geschwüren im Verdauungstrakt vorgebeugt werden kann.
Mythologie und Brauchtum: Die Quitte spielt vor allem im griechischen Altertum eine große Rolle. Laut einer Legende wurde der erste Quittenbaum in Kydonia auf Kreta gepflanzt (daher der bot. Name). Schon Hippokrates empfahl das Gel der Quittenkerne bei Husten und Halsschmerzen. Galt im Altertum als Symbol der Liebe, Glück und Freundschaft. Interessanterweise steht in Großbritannien die Quitte für Bitterkeit und verachtete Schönheit. Marianne Beuchert, Autorin des Buches “Symbolik der Pflanzen” erklärt das damit, dass Quitten, die im warmen mediterranen Klima gewachsen sind, viel süßer schmecken im Gegensatz zu Früchten, die im rauen Klima Großbritanniens gereift sind. Brautleuten wurde eine Quitte vorgesetzt. Sie symbolisierte die Freuden der Ehe, aber auch die bitteren Zeiten. Zudem sollte sie Fruchtbarkeit bringen. “Quitten für die Hochtzeitsleut, schafft Lieb’ und Lust und Kinderfreud!”. Die Kerne in der Quitte sollen die Anzahl der zukünftigen Kinder prophezeien.
Achtung: Alle Hinweise auf Heilwirkung und Gebrauch der Heilpflanze haben ausschließlich informativen Charakter. Ich übernehme keine Garantie und Haftung für Anwendungsmöglichkeiten, außerdem empfehle ich hinsichtlich eigener Anwendungsmöglichkeiten ausdrücklich Rücksprache mit Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker.
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