Schlafmohn – Im Opiumrausch
- Franziska Crössmann
- 8. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Der Schlafmohn (Papaver somniferum) ist eine heimische Pflanze mit großen, weiß-rosa bis violetten Blüten, deren Schönheit jedoch nicht über die potenzielle Gefährlichkeit hinwegtäuschen darf. Die gesamte Pflanze, insbesondere die Kapsel, zählt zu den Giftpflanzen, deren Anbau in Deutschland aufgrund des Betäubungsmittelgesetzes streng verboten ist. Dieser Artikel informiert sachlich und präventiv über die Besonderheiten, Risiken und historischen wie medizinischen Bedeutungen des Schlafmohns.
Giftige Pflanzenteile und rechtliche Situation
Alle Pflanzenteile des Schlafmohns enthalten giftige Substanzen, die sogenannten Opiumalkaloide. Besonders die Kapseln sind reich an Morphin und Codein – Hauptalkaloide, die im getrockneten Milchsaft, dem Opium, enthalten sind. Der Anbau von Schlafmohn ist in Deutschland verboten, da aus ihm Betäubungsmittel gewonnen werden können. Anders verhält es sich mit Backmohn, der aus speziell gezüchteten morphinarmen Schlafmohnsorten stammt und legal verwendet wird.
Gewinnung und Wirkung von Opium

Die Gewinnung von Opium ist ein aufwändiger Prozess: Um 1 Kilogramm Opium zu erhalten, müssen etwa 20.000 Mohnkapseln in 200 bis 300 Arbeitsstunden angeritzt werden. Der richtige Zeitpunkt für das Anritzen ist entscheidend, um den charakteristischen Milchsaft zu gewinnen. Opium besteht aus einer komplexen Mischung von rund 40 Alkaloiden, die synergetisch wirken. Morphin, der isolierte Hauptwirkstoff, besitzt eine stark betäubende Wirkung.
Die größte Gefahr einer Opiumvergiftung liegt in der Lähmung des zentralen Nervensystems, was zu Muskelerschlaffung und schließlich zur Atemlähmung führen kann. Körperliche Begleiterscheinungen sind unter anderem Pupillenverengung, verlangsamter Herzschlag, Appetitlosigkeit sowie häufig Übelkeit und Erbrechen. Die Wirkung ist stark dosisabhängig und kann mehrere Stunden anhalten. Im Rauschzustand kann es zu einer euphorisch-heiteren Stimmung sowie zu traumhaft-visionären Erlebnissen kommen. Diese Wirkung steht im Gegensatz zu anderen Nachtschattengewächsen, die meist anregend wirken.
Weniger bekannt ist, dass auch die Blätter des Schlafmohns aufgrund ihrer Inhaltsstoffe für den Drogenkonsum missbraucht werden. Getrocknet und geraucht, entfalten sie ebenfalls eine berauschende Wirkung.
Historische Bedeutung und medizinische Nutzung
Der Schlafmohn ist eine der ältesten Kulturpflanzen Mitteleuropas, deren Nutzung bis in die Jungsteinzeit zurückreicht. Interessanterweise ging das Wissen um die Pflanze während der Völkerwanderungszeit verloren und wurde erst von den Kreuzrittern aus dem Orient wieder eingeführt.
Die Pflanze spielt eine bedeutende Rolle in der Pharmaziegeschichte. Bereits 115 v. Chr. wurde Opium als Narkotikum in ägyptischen Papyrusdokumenten erwähnt. Im 19. Jahrhundert führte der Handel mit Opium zu den sogenannten Opiumkriegen zwischen Großbritannien und China. In den 1920er Jahren stieg der private Opiumkonsum so stark an, dass er schließlich verboten wurde.
Medikamente auf Basis von Schlafmohn
Theriak: Ein berühmtes Gegengift der Antike, entwickelt vom Leibarzt Kaiser Neros. Es enthielt Opium sowie weitere Zutaten wie Vipernfleisch, Würzkräuter und Wein und diente der Behandlung von Giftmorden.
Laudanum: Ein „Allheilmittel“ des Paracelsus, das hauptsächlich aus Wein und Opium bestand und Zusätze wie Bilsenkraut, Alraune und Tollkirsche enthielt. Es wurde als Schmerzmittel und Beruhigungsmittel verwendet.
Morphin: 1803/1804 isolierte ein Apothekergehilfe Morphin als das „schlafmachende Prinzip“ des Opiums. Morphin gilt als das stärkste Schmerzmittel und wird besonders bei chronischen Schmerzen, etwa in der Krebstherapie, eingesetzt.
Codein: 1832 aus Opium isoliert, wird Codein vor allem gegen Husten verwendet. In hohen Dosen wirkt es ähnlich wie Morphin.
Heroin: 1898 von der Firma Bayer als Markenschutz unter dem Namen „Heroin“ eingeführt, wurde es zunächst als Schmerz- und Hustenmittel beworben. Später zeigte sich jedoch, dass Heroin eine stärkere Abhängigkeit verursacht als Morphin, weshalb es heute als illegale Droge gilt.
Wichtige Sicherheitshinweise zum Umgang mit Schlafmohn
Sicherheitsinformation:
Der Anbau von Schlafmohn ist in Deutschland verboten. Das Sammeln oder Verarbeiten der Pflanze kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Die giftigen Alkaloide können bereits bei geringem Kontakt gesundheitliche Schäden verursachen. Ein Rauschzustand durch Opium birgt lebensgefährliche Risiken, insbesondere durch Atemlähmung.
Fazit
Der Schlafmohn ist eine faszinierende Pflanze mit einer langen Geschichte und großer medizinischer Bedeutung. Gleichzeitig birgt sie erhebliche Gefahren durch ihre giftigen Inhaltsstoffe. Ein verantwortungsvoller Umgang und umfassende Aufklärung sind unerlässlich, um Risiken zu vermeiden und die Natur zu respektieren. Die Nutzung von Schlafmohn-basierten Medikamenten zeigt, wie wertvoll die Pflanze für die Schmerztherapie sein kann, wenn sie sachgerecht eingesetzt wird.
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Quellenhinweis: Die in diesem Artikel verwendeten botanischen und pharmakologischen Fachbegriffe wurden erläutert, um ein besseres Verständnis zu gewährleisten. Die Informationen basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und historischen Dokumentationen.
Literatur:
N. Scherbaum. Das Drogentaschenbuch. Stuttgart 2024.
C. Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau 2013.
K. Johann: Schamanengarten. Solothurn 2016.
Roth/Daunderer: Giftpflanzen-Pflanzengifte. Hamburg 2006.
Wink/ van Wyk: Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen. Stuttgart 2008.
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