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Die Akelei (Aquilegia vulgaris)

  • Autorenbild: Franziska Crössmann
    Franziska Crössmann
  • 29. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Rosa Akelei

Die Gemeine Akelei, auch bekannt als Adlerblume, Tauberl oder Elfenhandschuh, ist eine Pflanze voller Geschichte und wunderschöner Blüten. Mit ihrem botanischen Namen Aquilegia, dessen etymologische Wurzeln unklar sind, zieht sie die Aufmerksamkeit von Botaniker:innen und Kräuterliebhaber:innen gleichermaßen auf sich. Einige vermuten, dass der Name von der griechischen Grazie Aglaia stammt, während andere ihn auf „Aquila“, den Adler, zurückführen. Ihre Blüten erinnern an die Krallen eines Adlers, jedoch bleibt die genaue Herkunft des Namens ein Geheimnis.



Botanische Einordnung und Verbreitung


Die Gemeine Akelei gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und ist in ganz West-, Mittel- und Südeuropa verbreitet. Sie ist eine mehrjährige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 30 und 60 Zentimetern erreichen kann. Die Pflanze bevorzugt humose, durchlässige und etwas feuchte Böden. Sie hat die Fähigkeit, sich selbst auszusamen, wenn man die abgeblühten Samenstände stehen lässt.


In der Mitte der Blattrosette wachsen lange, verzweigte Stängel, an denen die gespornten glockenförmigen Blüten sitzen. Die Blätter sind doppelt dreizählig, mit rundlichen gelappten Blättchen.

Nach der kurzen Blütezeit zieht sich die Pflanze mit welkenden Blättern und Stängeln auf das Rhizom zurück. Die nickenden Blüten (Mai bis Juni) haben fünf kronblattartige Perigonblätter. Fünf Nektarblätter neigen sich glockenartig und tragen am Grunde Nektardrüsen. Die Wildform der gemeinen Akelei hat blaue Blüten, als Gartenpflanze gibt es inzwischen aber auch weiße, violette, rosa, gelbe und zweifarbige Exemplare. Die Blüten sind für Insekten mit besonders langen Rüssel gedacht, es gibt aber auch Hummeln, die den Blütensporn von außen anbohren, um so an den Nektar zu gelangen.

Oft liest man, dass die Akelei unter Naturschutz steht, jedoch hat sie laut dem Roten Liste Zentrum lediglich den Status, auf einer Vorwarnliste zu stehen. Das bedeutet, dass sie momentan nicht als gefährdet gilt, aber möglicherweise in Zukunft bedroht sein könnte.


Giftigkeit und Sicherheit


Es ist bekannt, dass die Gemeine Akelei giftige Inhaltsstoffe wie Isochinolin-Alkaloide und cyanogene Glycoside enthält. Diese können gefährlich sein, insbesondere wenn sie in größeren Mengen konsumiert wird.

Analysen über die tatsächlichen Giftigkeitswerte sind rar.

In einer Expositionsstatistik aus den Jahren 1997 bis 2013 sind 38 Fälle von menschlicher Exposition mit Akelei aufgeführt. Dabei sind lediglich bei zwei Personen Symptome aufgetreten, die aber auch als nur leicht beschrieben wurden (Erbrechen, Bauchschmerzen). Die „starke Giftigkeit“ wird trotzdem weiterhin auch in aktuellen Artikeln zitiert (siehe z. B. „Mein schöner Garten.“ Artikel vom 20.05.23: „Akeleien sind jedoch hochgiftig! Bereits der Verzehr kleiner Mengen von Samen oder Wurzeln kann bei Menschen und Tieren zu Vergiftungen führen.“).


Auch heute werden immer noch neue Inhaltsstoffe in der Pflanze entdeckt. Es ist also noch gar nicht genau geklärt, wie giftig die Pflanze ist, und wie sie wirkt. Es gibt zwar immer mal wieder Studien, aber die Pflanze steht kaum noch im medizinischen Interesse.


Violette Akelei



Verwendung in der Volksheilkunde


In der Vergangenheit wurde die Akelei in der Volksheilkunde vielseitig verwendet. Berichten zufolge wurde sie

als Aphrodisiakum geschätzt und sollte Männern helfen, ihre Kraft zurückzugewinnen. Hildegard von Bingen empfahl sie zur Bekämpfung von hitzigen Krankheiten und Geschwülsten, und auch Alchemisten und Botaniker wie Jacobus Theodorus Tabernaemontanus dokumentierten zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten.

Selbst heute wird berichtet, dass alte Bräuche der Akelei nach wie vor als potenzielle Heilpflanze angesehen werden, obwohl ihr Einsatz in der modernen Medizin kaum noch relevant ist. In Experimenten wurden einige positive Wirkungen, wie leberschützende Eigenschaften und antimikrobielle Effekte, beobachtet, doch die endgültige Bewertung ihrer medizinischen Nützlichkeit steht noch aus.


Mythologie und Symbolik


In der Blumensymbolik des Christentums steht die geneigte Blüte für Demut und Anbetung. Die Ähnlichkeit der Blüten mit Tauben hat zur englischen Bezeichnung „Columbine“ geführt, abgeleitet vom lateinischen Wort „Columba“ für Taube. Heidnische Überlieferungen hingegen sehen in der Pflanze ein Symbol für Fruchtbarkeit und Verehrung von Gottheiten wie Freya.


Kunsthistorisch war die Akelei eine bedeutende Pflanze der Mittelalter- und Renaissancezeit, oft in Gemälden und Textilien dargestellt, was ihre kulturelle Bedeutung unterstreicht. So findet man die Akelei unter anderem auf dem Paradiesgärtlein in Frankfurt und in Aquarellen von Albrecht Dürer.



Fazit: Akelei – Eine Pflanze zwischen Mythos und Realität


Die Gemeine Akelei ist mehr als nur eine hübsche Zierpflanze in unseren Gärten; sie hat eine reichhaltige Geschichte, die von alten Heilanwendungen und tiefgreifender Symbolik geprägt ist. Dennoch scheint die moderne Wissenschaft den faszinierenden Eigenschaften dieser Pflanze nicht viel Aufmerksamkeit zu schenken. Vielleicht wird die Akelei in der Zukunft wieder in den Fokus der Forschung rücken und uns neue Erkenntnisse über ihre Wirkungen und Möglichkeiten liefern.




Franziska Crössmann


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