In den letzten Jahren geriet immer wieder besonders ein Kraut in den Mittelpunkt. Wird es bei Vorträgen oder Artikeln erwähnt, entfacht sich sofort eine leidenschaftliche Diskussion darüber, wie man es am besten komplett ausrotten kann. Es geht um das Jakobskreuzkraut (auch Jakobs-Greiskraut).
Giftig ist es vor allem für Rinder und Pferde, die es aber eigentlich nicht fressen würden, wenn nicht eine Futterknappheit vorliegt oder das abgemähte Kraut in die Silage gerät.
Viele denken, dass das Jakobskreuzkraut ein Neophyt ist, der sich jetzt verstärkt ausbreitet, doch das stimmt nicht. Die Pflanze kann sich sehr gut dort ansiedeln, wo Überweidung stattfindet, überdüngt oder zu tief gemäht wurde. Alles Bedingungen, die mit der intensiven Landwirtschaft immer häufiger anzutreffen sind.
Wie giftig ist das Jakobskreuzkraut für den Menschen?
Die Behauptung, Jakobskreuzkraut sei hochgiftig, ist nicht richtig. In der Fachliteratur wird Jakobskreuzkraut als Gift + bzw. Giftig II eingestuft. Das ist weit entfernt von „hochgiftig“. Hochgiftig sind zum Beispiel Eisenhut, Schierling und Tollkirsche.
Giftig im Jakobskreuzkraut sind die Pyrrolizidin-Alkaloide, die in hohen Dosen leberschädigend, mutagen und krebserregend wirken können. Oft liest man davon, dass beim Ausreißen des Krauts Handschuhe getragen werden sollen. Das ist durchaus sinnvoll, um die Haut vor der kratzigen Pflanze zu schützen, aber nicht notwendig, um einer Vergiftung vorzubeugen.
Gefahr geht von den PA nur aus, wenn die Pflanzen, in denen sie enthalten sind, regelmäßig verzehrt werden. Dann reichern sie sich in der Leber an und können nicht mehr abgebaut werden.
Aber niemand würde freiwillig große Mengen Jakobskreuzkraut essen, es ist nämlich sehr bitter! Auch die Tiere auf der Weide lassen es stehen.
Wenn Heu geerntet werden soll, ist es sinnvoll, die Fläche nach dem Kraut abzusuchen und es vorher zu entfernen, denn im geschnittenen Grün erkennen die Tiere es nicht mehr.
Jakobskreuzkraut an Straßenrändern in Großaktionen auszureißen, halte ich persönlich für absolut überzogen.
Was sagt der Naturschutz?
„Aus Sicht des Naturschutzes ist das Jakobskreuzkraut keine ‚Problempflanze‘ – im Gegenteil. Das Jakobskreuzkraut ist eine wichtige Nahrungs- und Pollenquelle für eine Vielzahl von Tierarten, einige davon wären ohne das Jakobskreuzkraut sogar vom Aussterben bedroht. Das Jakobskreuzkraut unterliegt außerdem einem komplexen Populationszyklus und findet viele Gegenspieler in der Insektenwelt. Auf das massenhafte Vermehren von Jakobskreuzkraut folgt in der Regel ein ebenso rapider Einbruch, wenn sich dessen Gegenspieler – z.B. der Blutbär, Tyria jacobaeae – ausreichend vermehrt haben. In diesem Sinne ist eine gewisse Gelassenheit anzumahnen.“
Allen, die Angst vor einer massenhaften Verbreitung von Jakobskreuzkraut haben, empfehle ich das Buch „Wesen und Geheimnisse der Neophyten“ von Wolf-Dieter Storl.
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