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Scharbockskraut

Autorenbild: Franziska CrössmannFranziska Crössmann

Zeichnung einer blühenden Scharbockskraut-Pflanze



Das Scharbockskraut (Ficaria verna), auch bekannt als Ranunculus ficaria, ist eine heimische Pflanze, die in vielen Wäldern und Wiesen Westeuropas zu finden ist. Das Kraut wächst Teppichartig vor allem an feuchten Standorten wie Uferböschungen oder Gräben. Es gehört zu den ersten Frühlingskräutern, ist aber mit Vorsicht zu genießen!




Es gibt zwei Unterarten dieser Pflanze, die sich unterschiedlich vermehren:

  1.  Ficaria verna subsp. verna (Syn.: subsp. bulbifera): Diese Unterart ist typischerweise in Westmitteleuropa verbreitet und vermehrt sich fast ausschließlich über ihre Brutknöllchen.

  2. Ficaria verna subsp. fertilis: Diese südwesteuropäische Form vermehrt sich über Samen.


Foto von einem gelb blühenden Scharbockskraut Teppich im Sonnenschein

Ein bemerkenswertes Ergebnis einer DNA-Sequenzanalyse aus dem Jahr 2010 zeigt, dass das Scharbockskraut nicht so eng mit heimischen Hahnenfußgewächsen verwandt ist, wie ursprünglich vermutet. Genetisch gesehen gehört es zur Pflanzengattung Coptis. Die Untersuchung ist hier kostenlos einsehbar (englisch).

Das könnte auch die Besonderheit des Scharbockskrautes erklären:

Normalerweise gelten Hahnenfußgewächse als giftig. Allerdings wird das Scharbockskraut in diesem Kontext häufig als Ausnahme betrachtet. Es enthält ebenfalls Protoanemonin, das bei übermäßigem Verzehr gesundheitsschädlich sein kann. Allerdings schwankt der Gehalt. Vor der Blüte gilt der Verzehr der Blätter als unbedenklich – zumindest kleine Mengen. Der Geschmack der Blätter wird aber ab der Blüte mit Zunahme des Protoanemonins stechend scharf, sodass man freiwillig die Finger davon lässt. Vorsichtig wäre ich bei einem Rezept, dass man sehr oft im Internet findet: Scharbockskraut-Knospen als Kapern. Hier kann der Gehalt an Protoanemonin auch schon erhöht sein.


Die Wurzelknollen sollten nicht verzehrt werden. Sie enthalten immer Protoanemonin.

In diesem Video zeige ich, wie die Wurzelknollen aussehen. Sie sind ein wichtiges Erkennungsmerkmal für das bei uns heimische Ficaria verna subsp. verna.




Das Protoanemonin kann Schleimhäute in Mund und Magen und die Nieren reizen. Beim Trocknen der Pflanze wird es zu ungiftigen Anemonin umgewandelt.


In der Literatur wird die Blütezeit mit April-Mai angegeben, aber aufgrund des wärmeren Klimas kann das Scharbockskraut auch schon deutlich früher blühen!



In der traditionellen Volksheilkunde wurde das Scharbockskraut aufgrund seiner kleinen Wurzelknollen auch zur Behandlung von Feigwarzen und Hämorrhoiden genutzt. Hierbei spielt die sogenannte Signaturenlehre eine Rolle – die Form und die Eigenschaften der Pflanze werden als Hinweise auf ihre mögliche heilende Wirkung interpretiert. Der botanische Name ficaria leitet sich vom lateinischen Begriff für Feige ab und verweist auf diese Anwendungen. Verna bedeutet „zum Frühling gehörig“.

Der deutsche Name „Scharbockskraut“ hat seinen Ursprung im Wort Skorbut und weist auf den hohen Vitamin-C-Gehalt dieser Pflanze hin.


In Notzeiten wurden auch die Knollen verzehrt und zum Beispiel als Mehl vermalen. Da sie bei Starkregen manchmal frei gespült werden, galt ihr erscheinen zu manchen Zeiten als Wunder und wurde mit dem biblischen Manna verglichen, das vom Himmel fiel.



Mein Fazit zum Scharbockskraut: Kann man machen, muss man aber nicht. Früher war das Kraut eine wichtige Vitamin-C-Quelle, wenn alle Vorräte aus dem Herbst aufgebraucht waren. Dafür hat man auch das Protoanemonin in Kauf genommen. Heute haben wir andere Möglichkeiten, an Vitamin C zu kommen. Ein Blättchen zu probieren, schadet aber in der Regel nicht.


Achtung: Alle Hinweise auf Heilwirkung und Gebrauch der Heilpflanze haben ausschließlich informativen Charakter. Ich übernehme keine Garantie und Haftung für Anwendungsmöglichkeiten, außerdem empfehle ich hinsichtlich eigener Anwendungsmöglichkeiten ausdrücklich Rücksprache mit Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker.

 
 
 

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